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Friedrich II. von Hohenstaufen


Das Staunen der Welt

Wenn ich an den Geschichtsunterricht meiner Schulzeit zurückdenke, so steht als herausragende Person der Stauferzeit eigentlich nur Friedrich I. Barbarossa vor Augen. Die ihm folgenden Stauferkaiser Heinrich VI. und Friedrich II. fanden nur am Rande Erwähnung, wobei die enge Beziehung Friedrichs II. zu seinem sizilianischen Königreich als eher negativ für das deutsche Kaisertum hingestellt wurde.

Selbst heute ist es noch nicht einfach, sich über Friedrich II ein objektives Bild zu machen, denn Gunst und Haß der Parteien seiner Zeit beurteilen ihn vollkommen gegensätzlich. Ich selbst stieß eher durch die zufällige Lektüre des populärwissenschaftlichen Buches "Friedrich II. von Hohenstaufen - Das Staunen der Welt" von Georgina Masson auf seine Person.

Seit dieser Zeit hat mich dieser in seiner Art und in seinem Wirken einmalige Herrscher so tief beeindruckt, daß ich mich ihm fortan intensiv widmete. Eine ausführliche Literaturangabe soll deshalb am Ende dieser Ausarbeitung erfolgen.

Als großes Adelshaus wurden die Staufer erst im Jahre 1079 bekannt, als Kaiser Heinrich IV. Friedrich von Bürens Sohn Friedrich zum Herzog von Schwaben ernennt und ihm seine einzige Tochter Agnes zur Frau gibt. Als Heinrichs IV. Sohn Heinrich V. kinderlos stirbt, erheben die Söhne der Agnes als die nächsten Blutsverwandten erstmals Anspruch auf die Königswürde. Dieser Anspruch findet jedoch keine Anerkennung bei den Großen des Reiches. Sie wählten stattdesssen den Sachsenherzog Lothar von Supplinburg (1125 - 1137) zum König, der eng mit den alten schwäbischen Rivalen der Staufer, den um Ravensberg und Weingarten begüterten Welfen, verbunden war.

Erst als Lothar im Jahre 1137 stirbt und keinen Sohn hinterläßt, konnte sich der Sohn der Agnes, Konrad, die Königskrone sichern. Konkurrent um die Königskrone war Lothars Schwiegersohn, der Welfe Heinrich der Stolze, Herzog von Sachsen und Bayern. Konrad (1138 - 1152) wiederum bestimmte in weiser Voraussicht zu seinem Nachfolger seinen Neffen Friedrich den Rotbart, da sein eigener Sohn bei seinem frühen Tod erst 6 Jahre alt war.

Damit war der Weg der Staufer in die europäische Geschichte geebnet.
Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, hatte Zeit seiner Herrschaft mit zwei Problemen zu kämpfen:

  1. Das Verhältnis Kaiser und Papst, bereits begonnen mit Heinrich IV. und Gregor VII.
  2. Die Kämpfe gegen die Städte Oberitaliens, die die Oberhoheit des "Römischen Reiches deutsche Nation" nicht anerkennen wollten.
Beide Probleme sollten auch die Herrschaft Friedrichs II. schicksalshaft prägen. Um das Wesen Friedrichs verstehen zu können, muß man sowohl seine Herkunft als auch das Umfeld, in dem er aufwuchs, betrachten, das Königreich Sizilien. Sizilien hatte im Laufe seiner Geschichte mehr fremde Herren zu ertragen gehabt als jedes andere europäische Land: Griechen, Karthager, Römer, Vandalen, Byzantiner, Sarazenen, Normannen, Schwaben.

Das Königreich Sizilien bestand zu dieser Zeit nicht allein aus der Insel. Durch die Normannen, zuletzt durch den in Palermo gekrönten Roger II. (1130) wurde Apulien und Kalabrien mit Sizilien vereinigt. Das Reich erstreckte sich somit bis ca. 100 km vor Rom. Lehnsherr Siziliens war zwar der Papst in Rom, das Krönungsmosaik in der Martorana - Kirche in Palermo zeigt jedoch, wie die Normannen ihr Königtum trotz allem verstanden: "Roger II. empfängt aus der Hand des majestätischen Christus die sizilianische Krone."

Diese Einstellung des von Gott verliehenen Herrschertums ist genau so bei Friedrich II. ausgeprägt wie auch von ihm ganz eindeutig vertreten. Aus dieser Einstellung heraus ist auch sein Verhältnis zu den Päpsten Innozenz III., Honorius III. und Gregor IX. zu verstehen, aber auch sein dadurch gezeichnetes politisches Schicksal als König von Sizilien und Kaiser des Deutschen Reiches.

Denn Friedrich sieht sich als "Imperator Augustus", womit er bewußt an das Kaisertum der Römer anknüpft, dessen Bestand zeitlich ja vor dem des Vatikanischen Stuhls zu finden war und das Papsttum seinen Thron ja nur durch die Gnade Gottes erhalten hat. Auch so nur betont er seine Sohnschaft gegenüber der Mutter Kirche in vielen Briefen, die er mit Honorius und Gregor gewechselt hat.

Geschichtsschreiber haben den Staufern allgemein Helligkeit des Verstandes, Weltoffenheit, Güte und ein die Menschen verzauberndes Wesen nachgesagt. Dies trifft auf Friedrich II. aber in ganz besonderem Maße zu, insbesondere was seine Willenskraft und sein Intellekt angeht. Ohne die beiden letztgenannten Eigenschaften, verbunden mit dem Glauben an seine Berufung, wäre er wohl nie dieser geniale Herrscher geworden, der als "stupor mundi et immutator mirabilis", als das "Staunen der Welt und wundersamer Veränderer" schon anläßlich seines Todes von dem Historiker Mathäeus von Paris bezeichnet wird.

Nach mittelalterlicher Auffassung beinhaltet "stupor mundi" aber auch Betroffenheit und Erschrecken über den, der Bestehendes zu verändern suchte. Auch von dieser Seite muß Friedrich gesehen werden. Viele seiner Taten stehen als Beweis hierfür.
Welch großen Eindruck er jedoch nicht nur auf seine sondern auch auf die ihm nachfolgende Zeit gemacht hat, ist den nach seinem Tode verbreiteten angeblichen Weissagungen einer " erythräischen Sibylle" zu finden: "vivit et non vivit"; "er lebt und lebt nicht" zu entnehmen. Diese angeblichen Weissagungen sind Ursprung einer Wiederkehr des Kaisers Friedrich II. zunächst aus dem Ätna, in Deutschland dann auf den Kyffhäuser übertragen. Auch die Chronik des Johann von Winterthur zum Jahre 1348 prophezeit, daß der Kaiser Friedrich in alter Macht und Herrlichkeit wiederkehren werde, um die verderbte Papstkirche zu reformieren, selbst wenn er in tausend Stücke zerschnitten und zu Asche verbrannt worden sei. Zweifellos auch eine Anspielung auf Tile Kolup, einer von vielen falschen Friedrichen. Noch in der "Reformatio Sigismundi", den Reformvorschlägen eines Unbekannten um 1440 ist die Rede von einem Priesterkönig Friedrich, "der sole alle land zu frieden bringen".
Anzumerken ist, daß es durch unrichtige Angaben in einem deutschen Volksbuch später zur Verwechslung Friedrichs II. mit seinem Großvater Barbarossa kommt, der dann als der "Alte mit einem langen roten Bart" geschildert wird.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1194 wurde Friedrich als einziger Sohn Kaiser Heinrichs VI. und seiner Gemahlin Konstanze in Jesi, in der Mark Ancona geboren. Schon seine Geburt war nicht das, was als normal bezeichnet werden kann, fand sie doch auf dem Marktplatz vor aller Augen statt. Waren doch der Kaiser und seine Frau lange kinderlos geblieben und Konstanze zudem in einem Alter, in dem damals eine Schwangerschaft - sie war 40 Jahre alt - nicht möglich gehalten wurde. Die "Öffentlichkeit" der Geburt sollte von vornherein möglichen Gerüchten entgegentreten, daß Friedrich kein leiblicher Sohn sein könnte.

Es war sicherlich keine Liebesheirat, die Heinrich mit der 11 Jahre älteren Konstanze, der Tochter des Normannenkönig Roger II., zusammengeführt hatte. Es war die Politik dieser Zeit, die den deutschen Königen und damit auch den Kaisern es zur Pflicht machten, für die römische Kirche und somit für die gesamte Christenheit Schutzherr zu sein. Das normannische Sizilien hatte aber oft die Schutzlosigkeit des Kaisers gezeigt, eine Eheschließung sollte deswegen eine kaiserliche Anwesenheit auch in Sizilien demonstrieren. Zugleich konnte durch die Eheschließung auch ein verwandtschaftliches Verhältnis aufgebaut werden, denn diese waren die Herren über das damals reiche Sizilien.

König Wilhelm II. von Sizilien, Nachfolger Rogers II. und Neffe Konstanzes starb ohne Erben. Sofort trat Heinrich VI. seine Nachfolge an. Da dagegen der sizilianische Adel heftig opponierte, unterstützt vom Papst, konnte sich Heinrich nur mit brutaler Gewalt in dem Königreich behaupten.

Leider erkrankte Heinrich VI. während der Vorbereitungen zum Kreuzzug an Dysenterie und Malaria. Er starb am 28.September 1197.

Seine Witwe Konstanze versuchte nun, sich mit dem sizilianischen Adel auszusöhnen und Sizilien als normannisches Königreich wiederherzustellen, seine Unabhängigkeit zu sichern und die Erbfolge ihres Sohnes zu wahren. Dazu anerkannte sie den Papst als Lehens- und Schutzherrn. Dieser Papst war Innozenz III., dessen Wahlspruch ihn treffend widerspiegelt: "Weniger als Gott, doch mehr als ein Mensch."

Sofort nach dem Tode des Kaisers und dem damit verbundenen Zusammenbruch staufischer Italienpolitik stellte Innozenz den früheren territorialen Besitzstand der Kirche in Mittelitalien wieder her und forderte die Trennung Siziliens vom Imperium. Zugleich wirkte aber seine Stellung als Schutzmacht so, daß für Konstanze und ihren Sohn Friedrich das sizilianische Königreich gesichert wurde. Schon am Pfingstsonntag des Jahres 1198 ließ Konstanze ihren Sohn in der Kathedrale von Palermo zum König von Sizilien krönen. Zum König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war Friedrich bereits vor dem Tode seines Vaters gewählt worden. Sicherlich hatte der kostbare Normannenschatz, den Heinrich nach Deutschland auf die Burg Trifels bringen ließ, die Wahl helfend beeinflußt.

Konstanze sollte ihren Ehemann nur um vierzehn Monate überleben. In ihrem Testament bestimmte sie Papst Innozenz zum Verweser des sizilianische Königreichs und zum Vormund ihres Sohnes .

Nun jedoch sahen Markward von Anweiler und andere deutsche Heerführer, die Heinrich VI. zur Niederwerfung des sizilianischen Aufstandes seinerzeit eingesetzt hatte, ihre Stunde gekommen. Sie besetzten mit ihren Söldnern die Insel. Die Situation wurde damit vollends verworren. Der siebenjährige Friedrich, der sich auf der Festung Castellamare in der Obhut des Gentile von Manpello befand, geriet durch Verrat in die Hände dieses Markward von Anweiler. Doch bereits in dem Alter von sieben Jahren lieferte Friedrich den Beweis für seine Unerschrockenheit, indem er sich auf die zudringlichen Gefolgsleute des Markward stürzte und sich nach Leibeskräften wehrte.

Obwohl Markward den Schein der Legalität wahren mußte und sich als Hüter des jungen König ausgab, ließ er dem Jungen keinerlei Ausbildung zukommen. Der junge König streunte durch die Gassen Palermos, ohne jegliche Aufsicht. Oft fehlte es ihm in dieser Zeit an dem Nötigsten, so daß gutmütige palermitische Familien sich seiner annahmen und ihn zum Essen abwechselnd aufnahmen. Über diese Zeit bis zu seinem zwölften Lebensjahr ist uns wenig überliefert worden. So ist bisher unbekannt, wieviel Lehrer er in dieser Zeit hatte. Eine gewisse Ausbildung muß er jedoch genossen haben, denn er hatte sich in dieser Zeit eine außergewöhnliche Fülle an Wissen und Erfahrungen angeeignet. Im Umgang mit dem einfachen Volk in den Gassen und auf den Märkten lernte er auch Lebensgewohnheiten, Sprachen und Sitten der verschiedenen Volksgruppen, die damals in Palermo beheimatet waren, kennen: Sizilianer, Normannen, Sarazenen, Griechen, Juden, Deutsche. Daß er sich hierbei auch "wenig höfische Sitten" angewöhnte, erwähnen die Briefschreiber, die dem Papst über sein Mündel berichten. Schon diese Beurteilungen aus seinem dreizehnten Lebensjahr lassen erkennen, daß er trotz des Alters sehr selbstsicher auftrat und sich keine Reglementierung gefallen ließ. Auch werden die Frühreife, der Scharfsinn und die rasche Auffassungsgabe des Jungen bewundert. Gelegenheit zu körperlichen Übungen und Unterweisungen im Umgang mit jeglichen Waffen haben ebenfalls nicht gefehlt, werden doch diese Kenntnisse besonders gelobt. Eine Schilderung dieser Zeit beschreibt ihn von mittlerer Statur, kräftig, gelenkig und ausdauernd. Auch war er allgemein sehr beliebt, wußte er doch seine Mitmenschen durch sein Wesen in seinen Bann zu ziehen.

Daß unter seinen Lehrern auch arabisch-islamische zu finden waren, geht aus einem Bericht des 1228 durchgeführten Kreuzzuges hervor, wo unter den Mohammedanern in Friedrichs Gefolge ausdrücklich sein Lehrer genannt wird, der aus Sizilien stamme und bei dem er Logistik studiert habe. In seiner Jugendzeit war Friedrich bereits sehr vertraut mit der arabischen Geisteswelt, sprach er doch arabisch besser als deutsch. So sind darauf sicherlich seine Sympathie für den Islam und sein unbefangener Umgang mit Andersgläubigen zurückzuführen. Dies war für die in diesem Jahrhundert lebenden Christen etwas Unbegreifliches. Ein anonymer Verfasser eines Briefes aus dieser Zeit schreibt über Friedrich: " So sehr eilen seine Gaben dem Alter voran, daß er, noch ehe er zum Manne herangewachsen ist, wohl ausgerüstet mit Kenntnissen, die Gabe der Weisheit empfangen hat, die er doch erst im Laufe der Zeit hätte erwerben sollen. Darum rechne bei ihm nicht die Zahl der Jahre nach und erwarte nicht erst die Zeit der Reife, da er an Wissen schon jetzt ein Mann und an Majestät ein Herrscher ist."

Die Vormundschaft und Regentschaft des Papstes über das Königreich endete mit dem 26.Dezember 1208. Nach normannisch - sizilianischen Recht war nämlich Friedrich mit dem vierzehnten Lebensjahr mündig und damit regierungsfähig. Bereits in den ersten Tagen seiner Regierung beweist Friedrich seinen unbeugsamen Autoritätsanspruch, indem er drei resistente Domherren bei der Wahl eines neuen Erzbischofs von Palermo des Landes verweist und gegen den Widerstand des Papstes den Kanzler Walter von Pugliera entläßt.

Doch Innozenz hatte bereits vor der Mündigkeitserklärung Friedrichs seine Fäden geknüpft, um zu verhindern, daß eventuell durch die Heirat einer deutschen Fürstentochter der junge König eine den Interessen des Papstes zuwiderlaufende Politik beginnen würde. Er hatte für Friedrich die fünfundzwanzigjährige Konstanze von Aragon, Witwe des Königs Emmerich von Ungarn ausgesucht. Wenn schließlich Friedrich dieser Heirat zustimmte, so war es in erster Linie der Mitgift wegen, die aus einer gutgerüsteten Streitmacht von 500 spanischen Rittern bestand. Denn eine solche Streitmacht bedurfte er dringend, um in seinem Königreich, insbesondere auf dem Festland, endlich geordnete Verhältnisse herbeizuführen. Doch der Plan Friedrichs, sofort mit seinen 500 Rittern von Messina aus auf das Festland überzusetzen, scheiterte, da ein Großteil seiner Ritter durch eine Seuche dahingerafft wurde.

In dieser Situation jedoch bewies Friedrich seine außergewöhnlichen Fähigkeiten, sich durch Schicksalsschläge nicht entmutigen zu lassen, sondern sie durch rasche und umsichtige Entscheidungen zu meistern. Durch Ernennung des genuesischen Grafen Alaman da Costa zum Mitglied des königlichen Rates sicherte er sich die Unterstützung Genuas gegen die Pisaner, die sich mit der deutschen Partei im Bunde Rechte in vielen Häfen Siziliens erworben hatten. Dann erließ er getreu der normannischen Tradition, die bei allen Auseinandersetzungen das Recht bemühte, ein Interdikt, demzufolge alle Herren ihre Besitzurkunden von der königlichen Kanzlei überprüfen lassen mußten. Durch diese Maßnahme wollte er königliches Land, das nach dem Tode seines Vaters in andere Hände übergegangen war, zurückerhalten. Widerstand leistende Grafen ließ er verhaften und zudem bediente er sich einer neuen Waffe, des propagandistischen Rundbriefs, in dem er seinen Standpunkt erklärte und seine Gegner bloßstellte. So gelang es ihm mit einer relativ kleinen Streitmacht, den größten Teil Siziliens unter seine Kontrolle zu bringen.

Doch dann wurden seine Ansätze zur Restauration des normannischen Königreiches schlagartig in Frage gestellt: "Von Norden her ergießt sich das Übel über die Erdenbewohner" schrieb Papst Innozenz III..

Der gleiche Innozenz hatte 1209 den Sohn Heinrichs des Löwen , eine Welfen und Widerpart des staufischen Hauses, in Rom zum Kaiser gekrönt. Doch kaum hatte Otto IV. sein Ziel erreicht, stritt er alle dem Papst geleisteten Zusagen ab und verfolgte staufische Ziele, nämlich Anspruchsrechte auf Apulien und Sizilien. Mit seiner Heeresmacht war er bereits bis zum Übersetzen nach Sizilien in die festländischen Provinzen vorgedrungen, als die Gegenpolitik des Papstes erreichte, daß die deutschen Fürsten 1211 in Nürnberg Friedrich zum Kaiser wählten. Dies zwang Otto zur Rückkehr nach Deutschland.

Im Januar 1212 traf eine Gesandtschaft der deutschen Fürsten in Palermo ein, um dem gerade achtzehnjährigen Friedrich die offizielle Botschaft seiner Wahl zu überbringen. Zwar sprachen sizilianische Interessen gegen die Annahme der Kaiserkrone, zumal auch Konstanze, mit der er inzwischen in tiefer Zuneigung verbunden war, dagegen stimmte. Aber es ist bezeichnend für seinen Weitblick und seine Kühnheit, daß er diesen Schritt wagte. Ein Schritt, der ihm über die an sich nicht erstrebenswerte Kaiserwürde dazu verhelfen sollte, das ihm viel näher stehende sizilianische Königreich zu erhalten und in dem von ihm angestrebten Sinne auszubauen.

Nachdem er Konstanze die Regentschaft anvertraut und seinen einjährigen Sohn Heinrich zum König von Sizilien hatte krönen lassen, reiste er im März 1212 mit etwa 60 Gefolgsleuten nach Deutschland ab. Der Weg führte über Rom, wo der glanzvolle Empfang durch die Römer ihn wohl zum ersten Mal den Vergleich mit den römischen Caesaren, den er später gern in seinen Briefen und Rundschreiben gebraucht, bewußt werden läßt. Als Dank für die Kaiserwürde verlangt Papst Innozenz, dem er hier in der einzigen persönlichen Begegnung gegenübersteht, von ihm den Lehnseid für Sizilien und das Gelöbnis, nach der Krönung zum Kaiser, das Königreich Sizilien an seinen Sohn Heinrich abzutreten.

Von großem Glück war für Friedrich, daß ihm der Papst als Legat Berard von Castacca, zu dieser Zeit Erzbischof von Bari, mitgab, war er doch in der Reichspolitik gänzlich unerfahren. Ob er zunächst als Aufpasser , oder als wirklicher Berater gedacht war; auf jeden Fall blieb er bis zum Tode Friedrichs treu in dessen Diensten. Er hielt ihm die Treue, in Siegen und Niederlagen und dreimaligen Bann. Zu ihm hatte Friedrich ein ähnliches Verhältnis wie später zu dem Deutschordensmeister Hermann von Salza. Die Auswahl solcher uneigennützigen Ratgeber ist bezeichnend für den Stil seiner Regierung, der sich zunächst von seiner autoritären Herrscherpersönlichkeit her gar nicht vermuten läßt.

Die Reise nach Deutschland von Rom an war ein Abenteuer, da sowohl die Pisaner, als auch besonders die Mailänder danach trachteten, den verhaßten Staufer nicht nach Deutschland kommen zu lassen, um dort Kaiser werden zu können. Nur mit knapper Not kann ihnen Friedrich entkommen. Auf unbekannte Weise überquert er die Alpen, den Brenner hielt Otto versperrt. Nun beginnt ein erstaunlicher Zug durch Deutschland, teilweise im Wettlauf mit Otto, den Friedrich, wie im Falle Konstanz, manchmal nur um eine halbe Stunde gewinnt. Klug die Fürsprache des Papstes nutzend, wendet er sich zunächst an die geistlichen Fürsten. Mit ihrer Hilfe und ihrem Geld gewinnt er nach und nach die weltlichen Fürsten. Auch ein Vertrag mit dem französischen König brachte ihm für diese Zwecke eine größere Geldsumme ein.

Aber nicht nur geschickte Politik und Glück waren es, die ihm zum Erfolg verhalfen, sondern auch seine Persönlichkeit. Jung, schön, großzügig, Träger eines großen Namens, Enkel des Barbarossas und von einem persönlichen Zauber geprägt, den er nach Belieben auch einzusetzen wußte. Dazu kam, daß er langsam eine legendäre Gestalt wurde. Der einst als Hohn gedachte Name "puer Apuliae" bekam nun einen fast messianischen Klang als der Friedensbringer und Ordner in dem von den Eigeninteressen der Fürsten zerrissenen Deutschland. Von Walther von der Vogelweide und provencalischen Minnesängern wird er als diese Heilsgestalt besungen. Acht Jahre blieb Friedrich in Deutschland. Bald verfügte er über ein großes Heer, mit dem er sich auch in den nördlichen Landesteilen Geltung verschaffen konnte. Im Juli 1215 wurde er in Aachen zum römischen König gekrönt und gesalbt auf dem Stuhl Karls des Großen. Es war dies der Höhepunkt in dem ersten Abschnitt seiner Laufbahn, obwohl ihm das Königtum in Deutschland weniger bedeutete als das in Sizilien. Wichtiger war ihm das römische Reich, das zu jener Zeit von Sizilien, mit Ausnahme des Kirchenstaates, bis an die Nordsee und vom Königreich Arles über Lothringen, Burgund, Holland bis Österreich, Böhmen und Ostpreußen reichte.

Der Machtbereich seines Gegners Otto IV. schrumpfte im Laufe der Zeit von Woche zu Woche. Ihm blieb schließlich nur noch das braunschweigische Stammland, und 1218 starb er auf der Harzburg, erst 36 Jahre alt.

Fast modern mutet der Bericht an, daß Friedrich am Tag nach seiner Krönung die Gebeine des heiligen Kaiser Karl in einen prachtvollen Schrein umbetten ließ, auf dem die Bildnisse aller deutscher Kaiser, am Schluß auch sein eigenes, angebracht waren. Bei dieser Feier legte er den Krönungsmantel ab, stieg auf das Gerüst und schlug zusammen mit dem Meister, der den Schrein gebaut hatte, die Nägel fest.

Seine zweite Handlung bei der Krönungsfeier sollte ihn noch lange Zeit bedrücken. Er nahm nach der Messe unerwartet das Zeichen des heilbringenden Kreuzes und ermahnte alle Fürsten und Vornehmen des Reiches, es ihm gleich zu tun. Sicherlich lag auch bei dieser Handlung das gleiche Konzept zugrunde, daß er durch Erlaß der Goldenen Bulle zu Eger (1213) verfolgt hatte, nämlich die geistliche Macht für sich zu gewinnen und zu erhalten. Im Falle des Kreuzzuges war es der Papst, die Goldene Bulle von Eger sicherte die Rechte der geistlichen Fürsten im Reich.

Allerdings darf man dieses Kreuzzugsgelübde nicht nur als einen politischen Schachzug sehen, Friedrich empfand diese Krönung als eine göttliche Gnade, der er sich verpflichtet fühlte. Zunächst einmal war das Schicksal ihm weiter günstig, als wenige Monate nach dem Laterankonzil (1215) , das Friedrich als Kaiser bestätigte hatte, Papst Innozenz III. verstarb.

Nun konnte Friedrich seine Frau Konstanze mit dem Sohn Heinrich nach Deutschland kommen lassen, um seinen Plan zu erfüllen, nach der Krönung Heinrichs zum deutschen König als Kaiser des Reiches frei zu sein, die Ordnung in seinem Königreich Sizilien endgültig herzustellen. Auf dem Hoftag zu Frankfurt (1220) wählten die deutschen Fürsten Heinrich zum König. Erzbischof Engelbert von Köln wurde zum Erzieher des achtjährigen Heinrich und zum Reichsverweser ernannt. Friedrichs Kaiserkrönung selbst stand nun nichts mehr im Wege. Das Datum wurde auf den 22. November 1220 festgesetzt. Der schon greise und milde Nachfolger des Innozenz, Honorius III. , führte die Krönung mit dem großen Zeremoniell der damaligen Zeit durch. Die Einigung zwischen Papsttum und Kaisertum schien gewährleistet zu sein.
Nach nun achtjähriger Abwesenheit kehrt Friedrich in sein sizilianisches Erbreich zurück. Kennzeichnend für seinen politischen Weitblick ist, daß er dieses nicht mit großer Heeresmacht tat, sondern mit einem kleinen Gefolge von Hofbeamten, Dienstleuten und einer Leibwache, begleitet von Konstanze und seinen beiden Ratgebern Berard, jetzt Erzbischof von Palermo, und Hermann von Salza. Dieses Wagnis ist umso erstaunlicher, da die Grafen und Barone seine langjährige Abwesenheit genutzt hatten, ihre Macht auf Kosten der Krone auszuweiten.

Nicht wie sein Vater Heinrich gründet Friedrich seine Herrschaft auf Gewalt, sondern auf das Recht, verbunden mit den entsprechenden Rechtserlassen. Die erste Etappe seiner Heimkehr ist daher Capua, der nördlich Neapel gelegene strategisch wichtige Mittelpunkt der Terra Lavoro. Hier läßt er zusammen mit den ,,Assisen von Capua" einen allgemeinen Landfrieden ausrufen. Dies sollte die Rechtssicherheit in Sizilien stabilisieren und die willkürliche Rechtsprechung der Feudalherren einschränken.

In Anknüpfung an die normannische Regierungstradition sollte die Rechtsprechung ganz in den Händen von den von Friedrich eingesetzten Justitiaren liegen.
Durch Überprüfung aller Schenkungen und Privilegien fielen nun die meisten Lehen an die Krone zurück. Neue Lehen wurden nur unter Vorbehalt vergeben, sie konnten jederzeit reklamiert werden. Weitere Verordnungen galten den Burgen und Kastellen, die, soweit sie im Besitz eines Feudalherren verblieben, nur vier Mann unbewaffnete Besatzung haben durften. So wurde die Macht des Adels stark eingeschränkt und gleichzeitig die des Staates gewaltig gestärkt.

Die Assisen hatten aber auch Wirtschafts- und Zollverordnungen zum Inhalt, die die Rechte der lombardischen Städte, besonders Genuas und Venedigs hart trafen. Nun muß man dazu anmerken, daß Sizilien zu dieser Zeit eines der reichsten Länder war. Die Kornkammer der Römerzeit hatte durch die vielen Einwanderer, besonders durch die Araber und ihre Bewässserungssysteme, den Anbau der Dattelpalme, weiterhin Johannisbrotbaum, Maulbeere, Zuckerrohr und Baumwolle wirtschaftlich stark hinzugewonnen. Hinzu kam eine wachsende Bedeutung durch die Kreuzzüge und den Orienthandel. All diese Möglichkeiten nutzte Friedrich nun, um die leere Staatskasse zu füllen, durch allerdings zeitlich begrenzte Maßnahmen, in dem bestimmte Güter Staatsmonopol wurden. Auf diese Weise investierte er z.B. staatliche Gewinne in den Aufbau einer eigenen Handelsflotte, auch mit dem Gedanken auf die Kreuzfahrer.

Zur Durchführung der Verwaltungsaufgaben benötigte Friedrich Beamte. Einen Beamtenstand hatte es zuvor noch nicht in diesem Sinne gegeben, zumal nicht in Spitzenpositionen, da diese bisher der Klerus innegehabt hatte. Zum Teil waren auch Grafen und Barone eingesetzt, aber auch Juristen, die von der Universität Bologna kamen.
Daher gründete Friedrich 1224 nach dem Vorbild von Bologna die Universität Neapel, die erste "Staatsuniversität", die zur Hauptaufgabe hatte, eine Verwaltungselite heranzubilden. Doch gab es beim Aufbau des sizilianische Staates noch manchen Widerstand zu überwinden, insbesondere beim Adel, der oft nur mit Waffengewalt beseitigt werden konnte.

Dies hinderte Friedrich natürlich, sein Kreuzfahrergelübde einzulösen. Er versuchte daher durch Einhaltung der Lateranbeschlüsse gegen die Ketzer, durch Kennzeichnung der Juden mit gelbem Fleck und Bärten, sowie durch Unterwerfung der Sarazenen im Landesinneren den Beweis für einen "Kreuzzug im eigenen Land" zu erbringen. Anders lassen sich diese Maßnahmen nicht erklären, da Friedrich sonst ausgesprochen tolerant war und besonders der arabischen Kultur, aber auch jüdischen Wissenschaftlern sehr zugeneigt war.

Sicherlich spielte auch hier sein Anspruch, als Herrscher des Rechtsstaates gegenüber allen Aufsässigen, auch den Sarazenen, sich durchzusetzen, eine gewichtige Rolle. Jedoch war es wieder eine einmalige Entscheidung, daß er nach Unterwerfung der Sarazenen diese nicht auslöschte, sondern sie auf das Festland umsiedelte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde aus dem verwahrlosten Lucera , in dem sie angesiedelt wurden, ein blühendes Gemeinwesen, berühmt durch den Gewerbefleiß seiner Einwohner.

Teppiche, Seidengewebe, Waffen wurden hergestellt, das verödete Land fruchtbar gemacht und Pferde und Kleintiere gezüchtet. Da der Kaiser sie unter seinen persönlichen Schutz stellte, wurden sie seine treusten Anhänger, die später seine gefürchtete Leibwache und einen Großteil der Dienerschaft am Hof stellen sollten.

Recht und Gerechtigkeit waren für Friedrich die Grundpfeiler, auf denen seine Herrschaft ruhte. Da er sein Herrscheramt und seine Berufung von Gott herleitete, nannte er sich auch "rex iustus" oder "lex animata in terro", als das beseelte, das lebende Recht. Zwar beseitigte er die Willkür der Feudalherren und verbürgte die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz, doch führte der Absolutheitsanspruch Friedrichs fast zum totalitären Staat, der alle Lebensbereiche seiner Untertanen kontrollierte.

Verwunderlich ist, daß Friedrich nach seiner Rückkehr aus Deutschland nicht in Palermo, das offiziell Hauptstadt des Königreiches blieb, seine Wohnsitz nahm, denn die entscheidenden Eindrücke, die seine Persönlichkeit schufen, sind ihm dort vermittelt worden. Palermo, aber auch die normannischen Schlösser, trugen den Charakter der orientalisch verfeinerten Lebensführung. Die Schlösser La Cuba, Fuvara, La Zisa und Menani standen alle in riesigen, kilometerweiten Parks, bepflanzt mit wohlriechenden Bäumen und Sträuchern, mit Lorbeer und Myrrhe, Orangen , Zitronen und Mandeln. Dazu gab es herrliche Springbrunnen, künstliche Flüsse und Seen. Von all dem sind nur noch Ruinen geblieben.
Hier wird das entstanden sein, was Friedrich sein Leben lang beschäftigen sollte, die Erforschung der Natur, mit einer für die damalige Zeit so ungewöhnlichen Liebe und Vertrautheit zu den Vögeln und anderen Tieren.

Doch die Belange des Königreiches konnte er vom Festland aus besser vertreten. Darüberhinaus war Apulien damals ein Land von unvorstellbarer Schönheit, mit Wäldern, die Jagdreviere für das Großwild waren, wo mit Leoparden und Jagdfalken gejagt werden konnte. Aus diesem Grund entstanden daher auf Hügeln mit weiter Sicht die eindrucksvollen Kastelle und Jagdschlösser: Castell del Monte, Lagopesole und das Castell von Melfi. Hier lag auch das Verwaltungszentrum, es diente zugleich auch als königliche Residenz. Sitz des Hofes und der Kanzlei wurde Foggia, von dem das mit den Sarazenen besiedelte Lucera nur 18 km entfernt liegt.

In Foggia entfaltete Friedrich einen sultangleichen Luxus. Für Gäste stand eine Zeltstadt aus seiden Zelten zur Verfügung. Er sollte deswegen auch der "christliche Sultan" später genannt werden. Dazu gab es einen Tierpark mit exotischen Tieren, fremden und einheimischen Wasservögeln. Friedrich liebte es, mit diesen Tieren auch nach Norditalien zu ziehen.
Das Residenzschloß von Foggia muß ein außergewöhnlich prächtiges Bauwerk gewesen sein, doch es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, auf die Vielzahl der Bauwerke einzugehen, die Friedrich in diesem Teil seines Königreiches errichten ließ, allerdings waren die meisten dieser Bauten Wehranlagen. Doch offenbaren sie einen merkwürdigen Widerspruch in der Natur Friedrichs: die mathematische Strenge der von ihm selbst geplanten Bauten, z.B. das Castell del Monte, ebenso die Strenge der von ihm erlassenen Gesetze und andererseits seine Neigung zu Genuß und Prachtentfaltung. So beschreibt ihn der zeitgenössische, ihm feindlich gesinnte Chronist Salimbene von Parma als durchtrieben, verschlagen, geizig, ausschweifend, boshaft, jähzornig, zugleich aber gütig, freigiebig, fröhlich, voll Anmut und edlen Strebens. Er konnte lesen, schreiben, singen, Kantilen und Gesänge erfinden.

Friedrich war dreimal verheiratet. Sicherlich waren alle Ehen aus politischen Gründen, wie damals üblich, geschlossen worden. Doch muß wohl zu Konstanze, seiner ersten Frau, ein enges und vertrautes Verhältnis bestanden haben, wie sich aus der von Friedrich selbst verfaßten Inschrift auf ihrer Grabtafel im Dom zu Palermo ersehen läßt: "Ich war Siziliens Königin und Kaiserin, Constantia. Hier wohne ich nun, Friedrich, deine Frau." Isabella von Brienne gebar den Thronerben Konrad, Isabella von England schenkte Friedrich eine Tochter und einen Sohn. Daneben hielt sich Friedrich eine große Zahl von Geliebten. Seine unehelichen Söhne und Töchter ließ er aber mit der gleichen Sorgfalt wie die ehelichen erziehen. Besonders innig war sein Verhältnis zu Enzio und Manfred, denen er hohe Ämter im Reich anvertraut hatte. Im Verhältnis zwischen dem Kaiser und dem Papst, insbesondere in der Kreuzzugsfrage, spielte als Berater und Mittler der Hochmeister des Deutschordens, Hermann von Salza, eine entscheidende Rolle. Trotz seines Autoritätsbewußtsein war der Kaiser bereit, sich in entscheidenden Fragen den Argumenten seines Beraters zu beugen. So vermittelte Hermann von Salza bei den schwierigen Verhandlungen zwischen Friedrich und Papst Honorius III. schließlich in dem Sinne, daß die Eheschließung mit Isabella von Brienne, die den Anspruch auf das Königreich Jerusalem geerbt hatte, zustande kam. Aus dieser Ehe mit der erst vierzehnjährigen Isabella stammt der von Friedrich geliebte Sohn Konrad. Aber Isabella stirbt sechzehnjährig bei der Geburt dieses Kindes. Nur dies bleibt von ihr erhalten und der Königstitel von Jerusalem.

Im Vertrag von San Germano hatte Honorius III. den Kaiser für den Spätsommer 1227 zum Kreuzzug verpflichtet. Im März dieses Jahres stirbt Honorius. Sein Nachfolger wird Gregor IX., der bewußt seinen Namen nach Gregor VII. wählte. Sofort forderte er die Erfüllung des Kreuzzugversprechens. Dazu war auch Friedrich bereit, er hatte sogar alle Vorbereitungen getroffen. Doch ein Mangel an Nahrungsmitteln infolge zu starken Zustroms von Pilgern und eine fieberhafte Seuche, an der der Kaiser selbst erkrankte, und der Landgraf von Thüringen starb, erzwang den Abbruch.

Dies war für Gregor Grund genug, am 29. September Friedrich mit dem Bann zu belegen. Diesen hielt er trotz Versöhnungsversuche und Proteste Friedrichs aufrecht. Da unternahm Friedrich im folgenden Jahr trotz des Bannes den Kreuzzug, ein tollkühnes Unternehmen, das nur mit dem Königsritt des siebenjährigen Friedrichs nach Deutschland verglichen werden kann.

Es wurde einer der sonderbarsten Kreuzzüge der Geschichte überhaupt, da sowohl Friedrich, als auch sein Gegner, Malik al Kamil von Ägypten, die Absicht hatten, keine Gewalt anzuwenden. Ebenso wie Friedrich war Malik al Kamil ein Freund der Wissenschaften und Künste, er schrieb Verse und liebte die gelehrten Dispute, praktisch waren beide geistesverwandt.

Nach langen Verhandlungen wurde ein zehnjähriger Waffenstillstand geschlossen, der den Christen den Zugang zu den heiligen Stätten gestattete. Für Friedrich war wichtig, daß er nun König von Jerusalem war. Doch der Patriarch von Jerusalem verweigerte die Krönung. So kam es zu dem denkwürdigen Ereignis, daß sich Friedrich selbst die Krone auf das Haupt setzte.

Nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug widmete sich Friedrich seinem großen Gesetzeswerk, als "Konstitutionen von Melfi" bekanntgeworden. Er selbst nannte sein Gesetzeswerk "Liber Augustus", womit er sich deutlich in enger Verbindung zu den Kaisern Augustus und Justinian sieht.

Die Konstitutionen regeln das Verhältnis der Untertanen zu ihrem Herrscher, die Verwaltung, die Rechtsprechung, ja, es gibt schon eine Versammlung des dritten Standes, die Volksvertreter, die jedoch nur die Anordnungen des Kaisers anzuhören haben. Schließlich enthalten sie noch die genauen Bestimmungen über den Beruf des Arztes und Apothekers, die strengen Kontrollen durch kaiserliche Beamte unterliegen.

In jene Zeit der Hofhaltung in Melfi und Foggia fallen auch viele Berichte über den Wissensdurst des Kaisers, wenn auch manche sicherlich erfunden oder entstellt worden sind. Sicher aber ist seine Beschäftigung mit mathematischen und physikalischen Problemen, über die ein ausgedehnter Schriftwechsel mit den Gelehrten seiner Zeit, auch aus dem arabischen Kulturkreis, noch heute existiert. Ihn interessierten aber auch die Naturerscheinungen, deren Ursache und Ursprung er von den Gelehrten wissen wollte, und er schließt auch darin Fragen nach der Lage von Paradies und Hölle, Sitz der Geister ein, wie auch die Frage nach Länge und Dicke der Erde.

Auswirkungen hatten die an sich ganz wissenschaftlich gestellten "Sizilianische Fragen", die Friedrich an mohammedanische Gelehrte in Kleinasien und Nordafrika richtete, auf das politische Leben, denn sie brachten ihn in den Geruch der Ungläubigkeit. Sie lieferten dem Papst Gregor Material für seine Polemik gegen den Kaiser.

Ein überzeugendes Dokument dafür, daß Friedrich praktische Tätigkeit und theoretisches Forschen zu verbinden wußte, ist das von ihm verfaßte Lehrbuch über die Falkenjagd: "De arte venandi cum avibus". Es besteht aus sechs Büchern. Bitten seines Sohnes Manfred, so schreibt Friedrich, hätten ihn zum Schreiben des Werkes veranlaßt.
Leider ist die mit Gold und Silber verzierte Luxusausgabe, das persönliche Exemplar des Kaisers, bei dem Überfall auf Friedrichs Lager vor Parma im Jahre 1228 von den Feinden erbeutet und bis heute nicht wieder aufgefunden worden. Dieses Werk Friedrichs gilt auch heute noch als das Standardwerk für die Falknerei. Als letztes sei noch die sizilianische Dichterschule am Hofe Friedrichs erwähnt, die allerdings nicht mit der Dichtung politischer und poetischer Publizität zu vergleichen ist, wie sie in der provencalischen Literatur oder etwa in Deutschland durch Walther von der Vogelweide zum Ausdruck kommt. Diese Dichtungen waren reine Kunstübungen, an denen sich die Söhne des Kaisers, die Adligen und die hohen Beamten beteiligten.

Mit dem Hoftag von Ravenna im Jahre 1231 gewann das lombardische Problem, das stets im Zusammenhang mit der päpstlichen Politik zu sehen ist, für Friedrich immer mehr an Bedeutung. Hinzu kam der Ungehorsam seines Sohnes Heinrich, der sich nicht scheute, sich mit den lombardischen Städten zu verbünden. Deshalb zog Friedrich ein zweitesmal nach Deutschland. Heinrich unterwarf sich seinem Vater. Er wurde jedoch zu lebenslanger Haft verurteilt. An seiner Stelle sollte der junge Konrad deutscher König werden.
Mit diesem Erfolg in Deutschland, noch erhöht durch die vollzogene Ehe mit Isabella von England, wollte Friedrich die militärische Vorbereitung für die Unterwerfung der lombardische Städte treffen. Dies widerlief natürlich der Politik des Papstes. Zunächst war mit dem Sieg bei Cortenuova das Glück auf der Seite des Kaisers, doch durch seine leider unkluge Härte bei den Verhandlungen verstärkte er den Widerstandswillen der zum Frieden bereiten Städte, die darin vom Papst noch unterstützt wurden. Der Haß des Papstes kommt in der Bannbulle vom 20. März 1239 mehr als deutlich zum Ausdruck.

Die nun folgenden Jahre sind gekennzeichnet durch dauernde Kämpfe zwischen Kaiser und Papst, bis Gregor IX. letztendlich neunzigjährig stirbt. Aber auch sein Nachfolger, Innozenz IV., verfolgt die gleiche Politik, trotz der großen Friedensbereitschaft des Kaisers. Besonders erschüttert hat dabei Friedrich ein Giftmordversuch seines Leibarztes auf ihn, an dem auch Petrus von Vinea, sein Pronotar, der sein unumschränktes Vertrauen genoß, beteiligt war. Anfang des Jahres 1250 begannen sich die kriegerischen Auseinandersetzungen wieder zu Gunsten des Kaisers zu wenden. Die Lage für den Papst verschlechterte sich.

Doch Ende November erkrankte Friedrich an einer Darminfektion, die sich Anfang Dezember dermaßen verschlimmerte, daß er nach Zusammenrufung seiner getreuen Justitiare und Verwandten bei klarem Bewußtsein sein Testament verfaßte. Am 13. Dezember 1250 läßt sich Friedrich in die graue Kutte des Zisterzienserordens, dem er angehörte, kleiden. Er stirbt noch am gleichen Tag, kurz vor Vollendung seines sechsundfünfzigsten Lebensjahres. Gemäß seiner testamentarischen Verfügung wird er im Dom zu Palermo neben seinem Vater Heinrich VI., seiner Mutter, der normannischen Konstanze, und seiner ersten Ehefrau, Konstanze von Aragon, beigesetzt.

Nach seinem Tod bildet sich die Legende, er sei nicht tot, er sei in den Ätna geritten, er werde eines Tages wiederkommen. Es wird von vielen berichtet, insbesondere im deutschen Sprachraum, die als falsche Friedriche auftauchten. Im Jahre 1284 wird berichtet, daß es mehrere gewesen seien, einer trat im Elsaß an die Öffentlichkeit, ein anderer in Lübeck und ein weiterer in Rheinland. Ein weiterer mit dem Namen Tile Kolup hielt in Neuß Hof, etliche Fürsten anerkannten ihn sogar. Er forderte sogar Rudolf von Habsburg, Patenkind Friedrichs und 1273 zum deutschen König gewählt, auf, er solle sich von ihm seine Königswürde bestätigen lassen. Er wurde nach seiner Entlarvung dem Scheiterhaufen überantwortet.
Vermutungen bestehen, daß es sich bei diesem Tile Kolup um einen der unehelichen Söhne des Kaisers gehandelt haben mag.

Kaiser Friedrich II. wirkt faszinierend durch seine schöpferische Vielfalt, seine beispiellose Energie und Integrationskraft, die seine politischen, seine geistigen und künstlerischen Aktivitäten weit über das mittelalterliche Maß hinaushoben.


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